Weihnachten / Wintersonnenwende

 

In fast allen Häusern in unseren Breitengraden steht zur Weihnachtszeit ein Weihnachtsbaum in der warmen Stube, doch nur wenige wissen, dass er eine Geschichte aus alten Zeiten erzählt.

 

Weihnachten (auch; die Weihnächte) beginnt in der Nacht der Wintersonnenwende (Heiligabend), meist der 21. Dezember und dauert bis zum Perchtentag, den 2. Januar. Die 12 Tage dazwischen bilden den Ausgleich des alten Mondjahres von 12 Mondmonaten zu je 29.5 Tagen mit dem Sonnenjahr von 365 Tagen. Die astronomische Wintersonnenwende ist der Fix- und Angelpunkt des Mondkalenders und des Sonnenkalender.

Nach der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt zurück, der Frühling rückt näher. Alles wird fruchtbar, die Pflanzen werden wieder von Leben erfüllt. Eine neue Herrschaft der Götter für eine neue Wachstumszeit beginnt und ein Kind der Sonne wird geboren.

 

Nebst vielen vergessenen Bräuchen blieb uns der Baum als Symbol des Lebens und der zyklischen Wiederkehr als Tradition erhalten. Sich einen immergrünen Baum ins Haus zu holen, ihn zu schmücken, in Gemeinschaft zu besingen und ihn zu umtanzen hat heidnische Wurzeln: Baumverehrung.

Das Schmücken von Haus und Hof mit winterlichem Grün ist seit dem Jahr 580 bezeugt. Seit Anfang des 16. Jhd. sind ganze Weihnachtsbäume bezeugt, obwohl schon das (vorchristliche) Weihnachtslied „Oh Tannenbaum“ das immergrüne Symbol des Lebens besingt.

Der Tannenbaum ist ein Bild dafür, dass trotz grösster Winterkälte die Wachstumskräfte der Natur nicht gestorben sind. Zudem ist er ein Symbol des schamanischen Weltenbaums, eines gewöhnlich unsichtbaren Baums in der Mitte des Universums, der Weltachse. Er ist der Lichterbaum, ein Opferbaum, der früher mit Nüssen, Gebäcken und Äpfeln behängt wurde. Das schweizerische Wort „Bechteli“ bezeugt den Schamanenbaum der Muttergöttin aus alter Zeit.

Somit stehen die Weihnächte zwischen den Jahren. Seine 12 Nächte sind besonders zauberkräftig; Jede dieser Nächte ist vorbedeutend für einen der Monate des neuen Jahres. Darum arbeitet man während der Weihnächte nicht und beschenkt sich, um so Reichtum zu erwirken.

Die Raunächte oder Rauchnächte enden nach 12 Tagen am Perchtentag. Percht, Berchtold und Frau Holle sind Beinamen der Schicksalsgöttin, der „Mutter Erde“. Sie wird auch in dreifacher Gestalt versinnbildlicht und wir können sie in verschiedensten Namen der Urvölker der Erde wiederentdecken.

 

400 n.u.Z. verboten die damaligen Kirchenoberhäupter die Festlichkeit - ohne Erfolg. Zu stark war die gesellschaftliche Verankerung. Da es stets Ziel der Kirche war, Heiden für das Christentum zu gewinnen, entschied sie kurzerhand, das Geburtstagsfest der „wiederkehrenden Sonne“ dem „Christkind“ zu widmen. Seither wird am 25. Dezember statt der Sonnenwende, die Geburt des Jehoshua gefeiert. Die Tradition und die Bräuche rund um das Fest blieben uns jedoch erhalten.

 


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