Ein Grossteil unseres vorchristlichen Brauchtums hat sich bis heute erhalten. Warum ist das so?
Stellen wir uns einmal vor, dass ein Bauer vor tausenden von Jahren in und mit der Natur wirtschaftete und wie er sich gefreut haben muss, wenn das Wetter nach einem kalten und harten Winter wieder wärmer wurde. Es wurde ihm warm ums Herz, als die Bäume und Sträucher wieder zu blühen anfingen und die Farben der Natur in voller Pracht erstrahlten. Die Wertschätzung und Dankbarkeit war gross, als er die Früchte und Gemüse ernten durfte, die seine Familie und Gemeinschaft am Leben erhielten. Der Bauer war dankbar um das Wissen, dass die Kälte, die Dunkelheit und der Schnee später zu einer reichen Ernte beitragen werden.
Zu wissen, woher seine Vorfahren kamen und von wo er abstammte, gab ihm Kraft und Selbstvertrauen. Er wurde wiederum reich beschenkt, indem seine Ahnen in der Dunkelheit des Jahres mit ihm kommunizierten und sie ihm Weisheiten über das Leben und seine Zukunft vermittelten.
Der Mensch als Säugetier-Wesen ist wie alle anderen Lebewesen untrennbar abhängig vom Kreislauf der Natur. Brauchtum dient also unter anderem zur Orientierung im Jahreskreis (Herkunft, Lebensweise, Zukunft), zum Ausdruck von Dankbarkeit in einer nachhaltigen Gemeinschaft, zur Erinnerung, zur künstlerischen Entfaltung, zum Zelebrieren von Freiheit und der Demut des Seins.
Leider neigen wir seit rund 1300 Jahren dazu, uns in unserem Denken und Handeln von dem gegebenen Kreislauf der Natur abzusondern, was eine nicht mehr nachhaltige Entwicklung aller Lebewesen und sogar eine selbstzerstörerische Wirkung zur Folge haben kann. Das Wiederaufleben unseres Brauchtums kann uns dabei helfen, zum Wald und zur Natur zurück zu kehren und damit unsere eigenen Wurzeln zu entdecken.